Lucia Mattes

Netzkultur in Trockenfilz: Auf skurrile, abgründige, schrille und profunde Weise bringt die 1996 in Heidelberg geborene Künstlerin Lucia Mattes verschiedene Welten in ihrer Kunst zusammen. Seit 2016 studierte sie in Karlsruhe bei John Bock, Adrian Lohmüller und Johannes Esper. In den vergangenen Jahren zeigte sie ihre Werke bei verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen etwa in der Städtischen Galerie Fruchthalle Rastatt, im Kulturzentrum Tempel in Karlsruhe, in der Grimmwelt in Kassel, im Kunstverein Ladenburg oder im Kunstverein Fellbach.

Lucia Mattes arbeitet unter anderem immer wieder mit dem Material Filz: Das Arbeiten mit Filz lässt an klassisches Handwerk denken oder an eine modische DIY-Selbstmach-Kultur – im Kunstkontext ist das Material eher selten anzutreffen. Und so sind es auch die Themen von Mattes: Ihre Wandarbeiten oder Filz- und Stofffiguren stammen aus einem Kosmos, welcher der Welt der Kunst bis heute weitestgehend fremd geblieben ist: Die Sprach- und Bilderwelt der Internet- und Jugendkultur, Memes, Social Media, die Netzkultur sind ein großes Thema von Mattes.

Den Strom digitaler Bilder in den Social-Media-Feeds von Facebook über Instagram bis hin zu TikTok-Challenges nimmt sie als Anlass einer Recherche zu Themen wie Körperlichkeit, Psyche, Identität, Gesellschaft und Kommunikation. Diese Verlangsamung des Bilderstroms der digitalen Welt, die hier auf hochartifizielle Weise betrieben wird, entspricht der Denkfigur des „rasenden Stillstands“. Der 1990 geprägte, visionäre Begriff Paul Virilios besagt: Das Ende grenzenloser Bewegung ist inzwischen erreicht. Wir jagen ins Nichts, ins Alles, in einen paradoxalen „rasenden Stillstand“ der digitalen Gegenwart. Vor dem wir, ruhelos vor Abermillionen Bildschirmen und smarten Displays, machtlos, kraftlos, erstarren.

Text (gekürzt): Marc Peschke

 
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