KOMPLEMENTÄR
mit: Werner Schmidt & Gabi Streile
Ausstellung geöffnet ab 04.02.2022
Offizielles Opening am 25.02.2022 / 19h
Laufzeit: 04.02. - 19.03.2022
Ausstellungsansichten
Virtueller Rundgang durch die Ausstellung
Unsere erste Programm-Ausstellung des Jahres bringt die so unterschiedlichen wie interessanten malerischen Positionen von Gabi Streile und Werner Schmidt zusammen. Damit bietet sich uns die Gelegenheit die zwei Extreme des Mediums in ihrer heutigen Bedeutung zu hinterfragen.
Gabi Streile (*1950) setzt sich in ihrer am Gegenstand festhaltenden, oder von ihm ausgehenden, neoexpressionistischen Malerei beharrlich mit der Thematik Natur auseinander. In ihren Stillleben und Landschaftsbildern verwendet die Peter Dreher-Schülerin intensive Farben mit der die Farbigkeit der Wirklichkeit verfremdet wird. Farbeindrücke und Lichtspiele werden so suggestiv gesteigert. Streile entwirft keine realistischen Abbilder der Wirklichkeit. Sie abstrahiert Formen der Natur und Landschaften so weit vom Gegenstand, dass oft nur auf Strukturen verwiesen wird; äußere Fixpunkte markiert werden. Besonders zeichnet sich Streiles Werk durch die Schnelligkeit beim Arbeiten ohne Skizzen und Vorzeichnungen aus. Vorgedachte Kompositionen werden unbeirrt impulsiv, nass in nass auf die Leinwand gebracht. Der Moment des Entstehens selbst wird somit zum eigentlichen Bildthema - nicht Vergänglichkeit. Gelegentlich werden ihre üppigen Blumenbouquets barock genannt. Doch tatsächlich haben sie mit den frühen Vorgängern wenig mehr gemein als ihre Sinnlichkeit. Kein Vergänglichkeitsgedanke wird bei Streiles expressiven Farbfeuerwerken beschworen, sondern energiegeladene Lebenskraft und -wille.
Ganz anders hingegen die Malerei bei Werner Schmidt (*1953). Zwischen gegenstandlos und abstrakt changierend, nimmt er sich der Harmonie, oder einer forcierten Disharmonie seiner Farbtöne an. Seitdem Schmidt in den 1980er Jahren zur Farbfeldmalerei kam, findet er unaufhörlich neue Wege die auf Farbflächen reduzierten Kompositionen zu variieren, in denen er Farbkontraste auskundschaftet. Mal setzt er verdichtete Farbfelder so, dass sie von einem schmalen Rand eingefasst werden. Dann arbeitet er wieder mit verdünnter Farbe und erreicht ätherische Eindrücke, die an Landschaften gemahnen. Schmidts malerischer Ausdruck besticht in der vielseitigen Technik: mal streicht er durch, übermalt und löscht aus, fügt Bilder seriell zusammen, sodass Farben in neue Kontexte gesetzt werden. Doch was wie reine, konkrete Malerei scheint, hat seinen Ursprung immer in dem mit den Augen Wahrgenommenen. Die reelle Welt ist somit gegenwärtig, wenn auch hinter dem Nebelschleier der Farbe verborgen.
Man kann nicht außer Acht lassen, dass es sich bei Gabi Streile und Werner Schmidt um ein seit bald vierzig Jahren mit einander verheiratetes Künstlerehepaar handelt. Umso spannender daher, wie singulär ihr malerisches Werk ist.
Gabi Streile (*1950 in Karlsruhe), von 1970-76 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Hanna-Nagel-Preisträgerin 2002, verschiedene Stipendien und Förderpreise.
Werner Schmidt (*1953 in Oppenau/ Schwarzwald), von 1972-77 Studium an der Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim, Stipendium der Kunststiftung BaWü, verschiedene Arbeitsaufenthalte im Ausland, Art Karlsruhe Preisträger 2016.
Das Künstlerpaar lebt und arbeitet in Oberkirch/Baden und Berlin.
Walkthrough durch die Ausstellung mit Kunsthistorikerin Nicole Guether