INTERMEZZO #2
mit den Künstlerinnen Maria Seitz, Sandra Köstler und Sarah Straßmann
Opening: Samstag, 15.01.2022 / 16 Uhr
Laufzeit bis 29.01.2022
Als INTERMEZZO - Reihe präsentieren wir während und zwischen den Ausstellungen Gastkünstler:innen und Events. In unserer zweiten Ausgabe präsentieren wir Arbeiten der Künstlerinnen Maria Seitz, Sandra Köstler und Sarah Straßmann. Eine Gruppenausstellung zwischen Farben, Formen und Fotografie.
Die Ausstellung ist ein Official Side Event der Frankfurt Fashion Week 2022.
Sarah Straßmann | The Kingdom (seit 2018)
Die Arbeit „The Kingdom“ basiert auf einer fotografischen Feldrecherche, die während einer Residency (2018) in der antiken Ausgrabungsstätte Perre im Südosten der Türkei begonnen wurde. Ziel war es zunächst, mittels diverser fotografischer Methoden, Bildmaterial vor Ort zu sammeln und sich den gegebenen Raum auf diese Weise anzueignen. Zur Materialsammlung gehörten klassische Fotografien, ebenso wie Smartphoneaufnahmen, Videos, Soundaufzeichnungen, sowie Literatur- und Internetrecherchen. Das gesammelte Material wird seither ausgewertet und in neue Kontexte und Formen überführt. Als Teil der Arbeit, handelt es sich bei der Werkgruppe „bodies“ um gefaltete Papierobjekte. Die untersuchte Ausgrabungsstätte zieht sich in Form einer kilometerlangen Bergkette durch die Landschaft, in die umfangreiche Architekturen geschlagen wurden. Treppen, Säulen, Räume wurden den Felsen quasi abgerungen. Mit der Panoramafunktion des Handys wurden diese Formen und Strukturen aufgenommen, um im Anschluss via Faltung einen neuen Raum zu konstruieren. Dieser wiederum ringt der Fotografie neue Dimensionen ab. Mit weiteren Video-Sound Arbeiten, Collagen, fotografischen Objekten, sowie Text-Bild Ergänzungen soll schließlich eine Feldstudie realisiert werden, die unsere Wahrnehmung von Ordnung und Raum nicht nur befragt sondern reformuliert.
Sandra Köstler | there is no such thing as nature (2019-2021) | Sansu
Von Sandra Köstler werden zwei Arbeiten gezeigt, die sich in unterschiedlicher Herangehensweise mit der Wahrnehmung von Natur und Landschaft auseinandersetzen. Die Arbeit there is no such thing as nature befasst sich mit anthropozentrischen Naturvorstellungen. Obwohl wir in einer Zeit leben, in der kaum ein Flecken des Planeten unbeeinflusst ist von menschlichem Handeln, dominiert im westlichen Kulturkreis nach wie vor das romantische Idealbild einer wilden, unberührten Natur. In dieser Denkweise kann es "echte" Natur nur dort geben, wo der Mensch nicht ist, wodurch die Flora und Fauna, die uns Tag für Tag umgibt, nur wenig Beachtung erhält. Unsere Illusionen und Natursehnsüchte thematisiert die Arbeit mit Fragmenten organischer Strukturen, die im Bild und skulptural zu fiktiven Szenarien arrangiert werden. Sandra Köstler nutzt das Medium Fotografie, doch die diffuse Ästhetik ihrer textilen Installation widersetzt sich der gewohnten Lesbarkeit fotografischer Naturbilder. Anstatt eine vorgefundene Naturlandschaft visuell zu repräsentieren, erzeugt die Arbeit artifizielle Naturwelten, die für unser Auge nicht in Gänze greifbar sind. Sansu ist eine aus sechs Fotografien bestehende Serie, die in Südkorea entstanden ist. Berg (san, 산) und Wasser (su, 수) sind die zentralen Elemente koreanischer Landschaftsmalerei, der nicht eine realistische Darstellung der Landschaft zugrunde liegt, sondern Landschaftsauffassungen. Die Fotografien von Sandra Köstler interpretieren sansu Elemente und Naturvorstellungen in der zeitgenössischen koreanischen Landschaft, sowohl in Gebirgsregionen als auch im urbanen Raum.
Maria Seitz | Multicolor Black | Brokat
Die Multicolor-Zeichnungen entwickeln sich vollständig aus einem (einzigen) Buntstift bzw. dessen mehrfarbiger Mine. Diese ist Material, Konzept und Prozess zugleich: Während des Ziehens gerader, nebeneinander gesetzter Linien werden stets neue und zunehmend komplexe Farb- und Textur-Erscheinungen erzeugt. Diese variieren je nach Stiftmine, Abrieb und Papierformat und werden durch Drehung und Haltung des Stifts beeinflusst. Auf dem Blatt entstehen Farbwandlungen, die sich rhythmisch über das gesamte Papierformat hinweg erstrecken oder Verläufe, die Linie für Linie gebildet werden. Auf diese Weise wächst ein blattspezifisches Farb- bzw. Minen-Spektrum, das jeweils neue Farbräume erschließt und an textile Strukturen erinnert.
Die Zeichnungen der Serie Multicolor Black entstehen durch das Ziehen nebeneinander gesetzter Linien mit einem mehrfarbigen Buntstift über die gesamte schwarze Papierfläche hinweg. Sowohl Ansatzpunkt als auch Auslaufen der Zeichenbewegung schreiben sich innerhalb der Papierfläche ein und werden als Fransensaum Teil der fadenartigen Farblinienfläche. Aus der Tiefe des Schwarzraums heraus treten bestimmte Farbwerte an die nahezu schwebende Bildoberfläche. Die Linie für Linie gezeichnete Fläche weist räumliche, textilähnliche Phänomene auf, wie beispielsweise glänzend, schimmernd, gefaltet oder gewellt anmutende Bereiche. Jedes Blatt zeigt spezifische Farbvariationen, Farbwandlungen und Verläufe, die von der jeweiligen Mine und dem jeweiligen Zeichenprozess selbst abhängen.
Brokat (von ital. broccare: mit Gold oder Silberfäden durchweben) bezeichnet ein schweres, gemustertes, damastartiges Seidengewebe mit eingewebten Metallfäden. (vgl. Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache). Das Papier wird mit handelsüblichen Tackernadeln getackert. Dabei wird die gesamte Papierfläche durchwirkt, indem die Tackernadeln nach und nach zeilenartig unter- oder hintereinander gesetzt werden. Durch den manuellen Vorgang bilden sich Abweichungen, die sich im Verlauf fortsetzen. Gewicht sowie Lichtreflexe des perforierten Blattes führen zu einer veränderten Materialerscheinung.